Low Carb Diäten oder sogar die Kohlenhydrate komplett aus dem Ernährungsplan streichen, hat wahrscheinlich schon jeder einmal ausprobiert. Die Kilos sollen dadurch wie überflüssiger Ballast von unseren Problemzonen abfallen. Aber was bewirkt das wirklich in unserem Körper? Tatsächlich benötigt unser Gehirn zum Denken Energie und die schöpft es vorzugsweise aus Kohlenhydraten.

Was passiert eigentlich durch Low Carb/ Kohlenhydrat-Entzug?
Die Low-Carb- oder Atkins-Diäten sind in aller Munde und sie verfolgen alle das gleiche Ziel: mit keinen oder nur wenig Kohlenhydraten abzunehmen. Der Trick: dem Körper die energiereichen Kohlenhydrate zu entziehen, um den Stoffwechsel in eine Art „Notzustand“ zu versetzen. Mit dieser Methode soll der ungeliebte Hüftspeck ganz einfach schmelzen.
Chemische Reaktionen im Körper sind für diese Gewichtsreduktion verantwortlich. Die so genannten Ketone sind Säuren, die durch den Abbau von Fettzellen entstehen. Sie kümmern sich im „Notfall“ (Hungern) darum, dass Gehirn und Muskeln weiter mit Energie versorgt werden. Sobald der Zustand sich wieder normalisiert, verpufft dieser Effekt. Es wird sogar vermutet, dass der Großteil des verlorenen Gewichts bei Low Carb Diäten nur auf ausgeschiedenes Wasser zurückzuführen ist.
Auswirkungen von Low Carb auf Konzentration/ Leistungsfähigkeit
Ein lustiger Satz hierzu: „Keiner käme auf die Idee sein Auto anstatt mit Benzin mit Rapsöl zu betanken“, obwohl das vielleicht sogar funktionieren würde. Das gibt uns schon eine grobe Idee davon, wie widersprüchlich der Plan ist, sich nur noch fett- und proteinreich zu ernähren. Organe wie das Gehirn, rote Blutkörperchen oder das Nierenmark können einzig und allein Glukose (=Zucker=einfachste Form der Kohlenhydrate) verwerten.
Wie bereits erwähnt, geht das auch durch die Umwandlung von Eiweißen und Fetten (Fettabbau), aber nicht so schnell. Der Körper muss dafür einige Stoffwechselprozesse durchführen und das ist ein erheblicher Aufwand.

Das Ergebnis ist: Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Konzentrationsschwäche. Dem Gehirn und dem zentralen Nervensystem fehlt Energie, deshalb wird die Leistungsfähigkeit auf ein Minimum reduziert.
Ist Zucker doch etwas Gutes?
Der Ernährungswissenschaftler Günter Wagner erklärt das so:
„Ernährungsfaktoren beeinflussen direkt und indirekt verschiedene Gehirnfunktionen und wirken sich somit auf die kognitive Leistungsfähigkeit aus. Je schneller Nährstoffe zur Verfügung stehen, umso schneller kann auch die Wirkung auf die mentale Leistung resultieren. Eine Nahrungsaufnahme kann Konzentration, Aufmerksamkeit, Reaktionsfähigkeit oder Wachsamkeit sowohl negativ als auch positiv beeinflussen. Alkohol hat zum Beispiel einen eher negativen Einfluss, Kohlenhydrate, wie zum Beispiel Zucker, haben hingegen einen eher positiven.“
Nicht umsonst nehmen wir Traubenzucker zu uns, wenn wir mental leistungsfähig sein müssen, etwa vor Prüfungen oder Sport-Wettkämpfen. Der Zucker puscht uns und lässt uns zu Höchstformen auflaufen.

Achtung: Man sollte nicht mehr Kohlenhydrate oder Zucker zu sich nehmen, als man verwerten kann. Sollte die Aufnahme den Verbrauch extrem überschreiten, wird die überschüssige Energie in Fett umgewandelt. Das Ergebnis sehen wir wenig später auf den Hüften. Wichtig ist in diesem Zusammenhang darauf zu achten, welche Kohlenhydrate man konsumiert. Weizenmehl und Zucker liefern zwar ruckzuck Energie, aber durch den schnellen Insulinanstieg im Blut, fällt dieser auch umgehend rapide ab. Man bekommt kurze Zeit später wieder Hunger und übersteigt durch die hohe Kalorienzahl der Speisen schnell die gewünschte Kalorien-Tagesbilanz.
Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte mit viel Ballaststoffen jedoch bringen uns gut durch den Tag und halten die Kalorien in der Balance. Mit ein bisschen Sport ist auch zwischendurch ein Törtchen erlaubt.

Süßigkeiten und Nudeln gehören dazu
Die beste Diät – egal ob Low Carb oder nicht – nutzt nichts, wenn uns das Leiden um den Verzicht nur dumm und unglücklich macht. Noch dazu, wenn uns am Ende doch wieder der verhasste Jo-Jo-Effekt einholt – der Speck ist nach kurzer Zeit wieder da, wo man ihn mühsam runtergehungert hat.
Verzichten auf geliebte Speisen ist deshalb nicht sinnvoll. Wie immer gilt der Grundsatz: in Maßen genießen – dann geht auch hin- und wieder ein Stückchen Schokolade.
Denn glücklich macht sie auf jeden Fall! Und ganz ehrlich: Lieber zwei Kilo zu viel auf der Waage als dumm zu sein, oder?
Tipps zu Low Carb und für alle die Lust auf Schmökern, Genießen und Nachdenken haben:
